Die beruflichen Aussichten der Schulabgänger

Sep 6th, 2011 by Lutz Spilker

Hat man die Schulzeit hinter sich und der stets muntere Ernst des Lebens erdreistet sich, dem frisch gebackenen Absolventen ins Antlitz zu kichern, dann überschlägt sich das Angebot an Jobs nicht immer. Die Zeugnisnoten oder die alleinige Parade eines vorzeigbaren Abschlusses, sind keinesfalls Garant für eine Karriere. Die Schulnoten des Papstes sind ebenso uninteressant wie die, eines potentiellen Massenmörders.

Dennoch gilt es die Möglichkeiten zu sondieren und fein zu kämmen. Anfängliche Bezüge können sich im Laufe der Karriere steigern und Steigerungen sind generell von Vorteil. Man könnte beim Militär mitmischen. Als Rekrut, als Legionär oder als Waffenschieber. Auch in die Politik zu gehen, steht den meisten Schulabgängern offen. Hier beginnt man als Wähler, Wahlhelfer oder bringt sich durch unaufhörliches Nerven vom Gemeinderat in den Landtag.

Schaut man jedoch zurück zur Schule, bekommt man evtl. Heimweh und ordert Nachschlag, belegt einige Abendkurse der VHS und macht das Abi nach. Schon des Aufklebers an der Heckscheibe wegen. Der Aufkleber „integrierte Hauptschule bestanden“ an der Satteltasche des Drahtesels von Onkel Herbert, ist nicht gerade der Bringer.

Mit Abi, hört man, sind die Chancen besser. Es macht einen Unterschied, ob man im Supermarkt von einem Gymnasiasten oder einem schnöden Realschüler an der Obst- und Gemüsefront bedient wird.

Die Aufstiegsmöglichkeiten in einem Supermarkt sind als Hauptschüler überschaubar. Filialleiter wäre hier der Grand mit Vieren. Mit Abi könnte man in die Zentrale wechseln, wenn da ein Sessel frei wird, oder der Filialleiter die wirklich kernigen Ideen nicht für sich behält. Man könnte auch zur Polizei oder zur Feuerwehr gehen. Aber irgendwie verfolgt das Klischee lebenslänglich, man wollte es schon als Kind. Hat man dann noch eine Modelleisenbahn im Keller, ist man komplett unten durch.

Vielleicht lockt die Gastronomie. Kurt, der Wirt der Stammkneipe, hat nie Schreiben und Lesen gelernt. Wozu auch. Er macht bloß Striche. Und als Gast schaut man sich eh ’ne Menge ab.

Wer nichts wird, wird Wirt?“

Wirklich? Und wie steht’s mit Autoverkäufer oder Bordellbesitzer? Die machen doch immer einen properen Eindruck und haben scharfe Bräute. Da sollte man unbedingt mal nach einer Lehrstelle fragen. Systemgastronomie ist auch ein karriere- und umsatzfreudiges Terrain. Wenn in Afrika mal Ruhe herrscht, ist man als Söldner eh arm dran und das goldene M erscheint künftig bei jeder Oasenausfahrt. Da bräuchte man doch auch einen Reiseleiter, Touristikmanager hört sich eigentlich besser an und einen Dolmetscher.

An Perspektiven fehlt es nun wirklich nicht. Der Glaube war doch rein überzeugungstechnisch nicht der Hauptgrund gewesen, warum manche zur Kirche gegangen sind, also beruflich. Da muss doch noch was anderes dahinter stecken. Das Theologie-Studium ist sicher kein Motiv, maximal ein Indiz. Ein Bischof oder ein Kardinal beziehen jeder ein strammes Salär. Zur Beichte gehen, kann auf Dauer ermüdend sein und wer säße nicht gerne mal auf der anderen Seite der geflochtenen Trennung. Eigentlich ähnelt das Ganze einem Popkonzert. Vorne ist die Bühne und durch die in Mosaikbilder gearbeiteten Glasscheiben, fällt farbiges Licht. Der Organist spielt „Smoke on the Water“, wenn auch ganz langsam und dadurch fällt es niemandem auf.

Computer-Yogi wäre auch noch geil. Immer schön in klimatisierten Räumen arbeiten, krisensicher weil zukunftsorientiert und Anspruch auf einen eigenen Parkplatz. Jetzt bräuchte man nur noch ein Auto und die Sache ist geritzt.

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