Produktbeschreibungen – Aus der Amazon.de-Redaktion
Marc Hujer hat – biografisch gesehen -, ein Eigentor fabriziert. Ihm ist das Kunststück gelungen, auf gerade mal achteinhalb Seiten seines Vorworts das Wirkprinzip des Systems Schwarzenegger völlig schlüssig vorzuführen. Und ist ihm dabei gleich selbst auf den Leim gegangen.
Aus der anfänglich unverhohlenen Abneigung des ehemaligen Waldorfschülers gegenüber der hedonistisch-schlichten Bel Air-Macho-Clique mitsamt ihren Harley- und Zigarren-Ritualen, entstand die reinste Liebe, als Hujer selber die Lizenz zum Mitfeiern erwarb. Plötzlich war der frühere “Süddeutsche”-Korrespondent und heutige “SPIEGEL”-Reporter ganz nah dran an Arnold und seiner Gang, einer Mixtur aus Günstlingen und Kumpels, die das Hotel California zu ihrer Spielwiese erkoren haben. Einzige Spielregel: Bei Indiskretion drohen die eisige Miene des Chefs – und der sofortige Ausschluss. Mehr braucht es nicht im System Schwarzenegger.
Keine Bange, Marc Hujer kommt natürlich auch seiner Chronistenpflicht nach und liefert die solide recherchierte Saga vom Übermenschen aus der Steiermark. Eines Jungen, der nach gestörter Vaterbeziehung Körper (und Geist) gegen die Widrigkeiten dieser Welt abzupanzern begann und sich mit eisernem Willen und unter strikter Missachtung eines sich wandelnden 68er-Männerbildes in der kuriosen Welt der Bodybuilder-Szene hochpumpte (wie die teils quietschkomischen Fotos belegen). Ungläubig staunen wir Schlaffis, mit welch terminatorhaft klar definiertem Ziel unser Held das große Wasser überquerte, um es in Hollywood zur dialogarmen, aber körperpräsenten Kultmaschine zu bringen. Schließlich die letzte, die erstaunlichste Mutation: Kaiser von Kalifornien. Höher geht’s nimmer. Vergleichbares hat nur noch ein anderer Österreicher geschafft.
Dies alles sind aber nur schnöde Fülldaten eines Lebens. Das Wirkprinzip S. ist simpler gestrickt, siehe Vorwort. Man nehme ein kantiges Genie mit Tunnelblick, in seinen autistischen Qualitäten fast schon seiner berühmtesten Figur ähnelnd. Die Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Unangreifbar werden. Dazu eine magische Anziehungskraft, die fast schon mafiöse Abhängigkeiten schafft. Der treue, aber strenge Umgang mit den immergleichen Buddies, darunter Secondhand-Gladiator Ralf Moeller, Das Caffe Roma, in dem man Hof hält. Das “Schatzi on Main”, ein steiermark’scher Albtraum-Fresstempel in Santa Monica. Die qualmende Montecristo No. 2, Häme gegenüber Stallone, erstaunliches Macho-Gebahren gegenüber der eigenen Frau. Priorität haben die traditionellen Harley-Rides ins Umland, Absagen werden nicht toleriert. Eine Jungswelt, an der Marc Hujer schnuppern durfte – und sich prompt am Virus ihres Leaders infizierte. Inzwischen, so gibt er zu, träumt er von seinem Meister und, man höre und staune, selbst die Hujer-Kinder malen Männlein mit fetten Zigarren. Vielleicht sollte man zu große Nähe doch meiden. –Ravi Unger
Pressestimmen
»Eine Biographie, die zu den anregendsten Büchern dieses Jahres zählt.« (Süddeutsche Zeitung )
»Marc Hujer ist eine äußerst spannende und lesenswerte Biographie gelungen. Frei von Vorurteilen und immer um eine umfassende Sichtweise bemüht die auch der berechtigten Kritik eine Stimme verleiht. Durch umfangreiche Recherchen und persönliche Gespräche mit Schwarzenegger zeichnet Hujer einen außergewöhnlichen Lebensweg in all seinen Facetten nach. Die Biographie ist nicht autorisiert. Damit bewahrt sich der Autor auch das höchst mögliche Maß an Unbefangenheit. Eine Biographie – nicht nur für Schwarzenegger-Fans – die nicht nur bemerkenswert flüssig geschrieben ist, sondern in der man auch etwas über die USA lernt.« (e-politik.de )
»Hujer beschreibt den Mythos Schwarzenegger auch für Nicht-Fans so spannend, dass sich die Biographie wie ein Roman liest. Fantasy, versteht sich.« (Münchner Merkur )
Kurzbeschreibung
Die drei Leben des Arnold Schwarzenegger
Machtbewusst und charmant, ehrgeizig und unkonventionell – das ist Arnold Schwarzenegger, eine der bekanntesten und schillerndsten Persönlichkeiten der Gegenwart. Wie es der frühere Bodybuilder erst zum „Terminator“ und dann bis in die höchsten Kreise der amerikanischen Gesellschaft und Politik geschafft hat und wie das „System Schwarzenegger“ funktioniert, schildert Marc Hujer in seiner fesselnden Biographie.
Arnold Schwarzenegger hat einen bemerkenswerten Wandel vom Bodybuilder und Filmstar zum ernstzunehmenden Politiker durchgemacht: Seit 2003 ist der aus kleinen Verhältnissen in Österreich stammende Schwarzenegger Gouverneur von Kalifornien, und seine Auftritte und Entscheidungen werden nicht nur in den USA, sondern auch international beachtet. Marc Hujer, der viele Personen aus dem engeren familiären und politischen Umfeld Schwarzeneggers befragen konnte, schildert erstmals ausführlich Schwarzeneggers ehrgeizigen Aufstieg in die Klasse politischer Schwergewichte. Er beschreibt das „System Schwarzenegger“, den internationalen „Hofstaat“, das Netzwerk, das er über Parteigrenzen hinweg geknüpft hat, und die Beziehungen, die bis in die höchsten und altehrwürdigen Kreise der amerikanischen Politik reichen. Hujer liefert ein faszinierendes Porträt des Ausnahmepolitikers, der sich selten um die Zwänge der Parteipolitik kümmert, nun aber angesichts der Finanzkrise vor fast unlösbaren Aufgaben steht.
· Marc Hujer hat unter deutschsprachigen Journalisten den besten Zugang zu Schwarzenegger und seinem Umfeld.
Über den Autor
Marc Hujer, geboren 1968, begann seine journalistische Laufbahn bei der „Süddeutschen Zeitung“, zunächst im Bonner Hauptstadtbüro, später in Berlin. Von 2000 bis 2005 war er Korrespondent für die „Süddeutsche Zeitung“ in Washington. Seit 2005 ist er als Reporter für den „Spiegel“ tätig, zuerst im Hauptstadtbüro Berlin, seit 2006 im Auslandsressort.
Leseprobe Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.
Vorwort
Ich hatte mich nie besonders für Arnold Schwarzenegger interessiert. Ich war nie ein Fan seiner Filme gewesen, die meisten hatte ich mir gar nicht angeschaut. Ich war auch nie begeistert von großen Autos oder Panzern, mit Kriegsspielzeug hatte ich als Junge nicht gespielt. Meine Eltern hatten mich auf eine Waldorfschule geschickt. Die Welt, in der ich lebte, und die Welt von Arnold Schwarzenegger lagen so weit auseinander wie nur möglich.
Es war reiner Zufall, der mich dazu brachte, mich mit ihm zu beschäftigen. Ich war damals USA-Korrespondent der »Süddeutschen Zeitung«, und Schwarzenegger, der Bodybuilder und Filmstar, wollte Gouverneur von Kalifornien werden. Das war natürlich eine Geschichte. Also beschloss ich eine Reportage zu schreiben. Und flog nach Los Angeles.
Ich bereitete mich vor, wie man das tut, wenn man über einen Menschen wenig weiß: Ich las alles, was zu der Zeit über ihn geschrieben wurde, in der »Washington Post«, in »Time« und in »Newsweek«, aber ich stieß auch auf Magazine, die ich vorher nicht kannte, die »Cigar Aficionado« etwa, eine Zigarrenliebhaber-Zeitschrift für den gepflegten Mann, die voll von Werbung für riesige Uhren und dicke Autos ist. In der »Cigar Aficionado« stand, dass einmal im Monat ein Zigarrenabend stattfindet, im »Schatzi on Main« in Santa Monica, einem österreichischen Restaurant, wo man importiertes »Gösser«-Bier aus der Steiermark trinken kann, und ich las auch, dass Schwarzenegger da ist, jeden ersten Donnerstag im Monat.
Mit Schwarzenegger ist es wie mit dem Weißen Haus in Washington: Wenn man ihn das erste Mal sieht, ist man überrascht, dass er nicht größer ist. Er misst 1,84 Meter, aber weil er so breit ist, so massig, sehen diese 1,84 Meter kleiner aus als bei einem normalen Menschen.
Als er an jenem Abend Anfang August das »Schatzi« betrat, das mehr an ein Strandcafé auf Mallorca erinnert als an ein Heurigen-Beisl in Österreich, verschwand er fast hinter der Wand, die seine Freunde um ihn bildeten. Trotzdem war er unverkennbar. Er trug ein weißes Hemd, er war perfekt frisiert, seine Haare leuchteten wie Kupfer; sie sind gefärbt, schon ein halbes Leben lang. Auch an jenem Abend trat er auf wie am Filmset, wie immer, denn er ist nie wirklich abgeschminkt, so als spiele er sich unablässig selbst, in Filmen wie im richtigen Leben. Der Supermacho, den nie etwas trifft.
Sein Alltag ist, das erfuhr ich später, voller Routinen. Vieles geschieht aus Gewohnheit, sein Leben ist eine Aneinanderreihung von Szenen, die er immer wiederholt.
Aber an diesem Abend war alles anders. Er nahm Platz an dem Tisch, den die Bedienung nur den »Großen« nennt. Er und seine Freunde. Man kam nun nicht mehr an ihn heran, das war aussichtslos, ich beobachtete ihn aus der Ferne. Schwarzenegger aß an jenem Abend wie immer ein Dreigängemenü und rauchte wie immer »Montecristo Nr. 2«, seine Lieblingszigarre. Um den Tisch herum warteten seine Fans, meistens Frauen, und als er aufstand, lief ihm eine Wasserstoffblondine vom Nebentisch entgegen und hielt ihn fest, als hätte sie Angst, die Party sei schon vorüber. Aus der Menge rief einer: »Herr Gouverneur!« Es klang verrückt. Damals.
Je länger ich mich mit Schwarzenegger beschäftigte, desto mehr zog er mich in seinen Bann, sein Lebenslauf, der unwahrscheinliche Erfolg, es von einem Dorf in der Steiermark an die Spitze des bevölkerungsreichsten Bundesstaates der Vereinigten Staaten geschafft zu haben. Sein Leben faszinierte mich, weil es nach einem einzigen Jungenstreich klingt.
Im Juli 2003 war das Männermagazin »Esquire« erstmals mit Arnold Schwarzenegger als Titelheld erschienen. Er steckte in einem dunkelblauen Anzug, trug eine rot-weiß gestreifte Krawatte und streckte dabei den Zeigefinger nach vorne, in einer Art »I-want-you«-Pose aus der Onkel-Sam-Werbung der US-Armee für den Ersten Weltkrieg, nur dass Schwarzenegger dabei ungewohnt brav, ungewohnt jung aussah und wahnsinnig breit grinste. Als wäre die gesamte Aufmachung nur ein Witz, genau wie die Titelzeile, die lautete: »Arnold. Der nächste Gouverneur von Kalifornien. Wirklich.«
An das Bild sollte ich noch oft denken. Es war so amerikanisch. Es verkörperte alles, was in Amerika möglich ist und in Deutschland nicht. Und gleichzeitig war er doch einer von uns, ein Sohn des alten Europa, der es in der neuen Welt geschafft hat, wie es sich so viele wünschen.
Als er tatsächlich Gouverneur wurde, war der Spott groß, und am größten war er in Deutschland. Wie kann einer wie Schwarzenegger Gouverneur von Kalifornien werden? Es bestätigte alle Vorurteile, die man hierzulande über Amerika pflegt, jenes große, protzige Land, ignorant, in weiten Teilen blöd, geistig verarmt im Massenkonsum. Diese Reaktion sagt aber auch viel über Deutschland aus: darüber, was hier fehlt, an gesellschaftlicher Offenheit, an Möglichkeiten, vielleicht auch an Irrsinn. In Deutschland jedenfalls hätte Schwarzenegger keine Chance gehabt.
Am Ende war es wohl das, was mich dazu brachte, mich intensiver mit ihm zu beschäftigen. Ich wollte wissen: Was für ein Mensch ist dieser Mann wirklich, was hat ihn zu dem Menschen gemacht, der er ist? Er gilt als eine Berühmtheit, die jeder kennt. Doch wer kennt ihn schon wirklich?
Abgeschirmt durch seine Freunde und Bodyguards, war er an jenem ersten Abend im »Schatzi« scheinbar so nah und zugleich unerreichbar. Würde ich den Wall durchbrechen können, den er um sich gebaut hatte? Es gibt bei jedem System Zugänge, man muss sie nur finden. Man muss so viele Leute wie möglich treffen, um zu wissen, wie man hineingelangt und wer einem die Tür öffnen kann. Mir war klar, dass ich ihn nur dann verstehen würde, wenn ich seine Welt kennenlernte.
Ich telefonierte, führte unzählige Gespräche. Ich traf mich mit Menschen, die ihn kennen. Einer der ersten war Franco Columbu, Schwarzeneggers ältester Freund, dem er 1966 in Deutschland zum ersten Mal begegnet war und der heute eine physiotherapeutische Praxis in Los Angeles führt. Columbu ist Sarde, er spricht mit starkem italienischem Akzent Englisch, aber wenn jemand aus Deutschland anruft, wechselt er sofort ins Deutsche, mit ebenso starkem italienischem Akzent. »Ich habe mal in München gelebt«, sagte er, er klang wie ein Freund. Dass er damit schon das meiste gesagt hatte, merkte ich erst später. Er hatte angeblich Zeit für ein Treffen, meldete sich dann aber nie mehr zurück.
Das erlebte ich öfters. Die meisten reagierten freundlich, aber nach der Begrüßungsfloskel war Schluss. Niemand, der Schwarzenegger wirklich kennt, redet über ihn. Er hat seine Freunde gut instruiert.
Es gab auch andere, hilfreichere Leute, Journalisten etwa, Margaret Talev und Gary Delsohn von der »Sacramento Bee«, die über ihn berichteten, Joan Fernbacher von »The Candy Alley«, Schwarzeneggers Hoflieferantin für Haribo-Gummibärchen und andere Süßigkeiten, der italienische Herrenausstatter Giacomo Trabalza, der ihm seine Maßanzüge liefert, und Jack Sepetjian von »Anto Distinctive Shirtmaker«, seinem Hemdengeschäft in Beverly Hills.
Sie kannten nie die ganze Geschichte, so wie Franco Columbu, aber sie kannten Teile, die sich zu einem Mosaik zusammensetzen ließen: der italienische Friseur Giuseppe Franco etwa, ein reichlich tätowierter, drahtiger Zwerg mit rabenschwarzen Pumucklhaaren, den Schwarzenegger seit seinem Film Conan kennt und der seitdem für seine Haare, seine Maniküre und Pediküre zuständig ist. Schwarzeneggers Exfreundin Barbara Outland, die am Moorpark College Englisch lehrte und die mit ihrer Klasse gerade den Roman Der Vorleser von Bernhard Schlink durchnahm. Die Menschen im »Gold’s Gym« am Venice Beach, die in einem 360-Grad-Spiegelraum ihren Fortschritt von allen Seiten betrachteten, um zu werden wie er. Sie alle traf ich in den folgenden Jahren, das Bild wurde immer klarer, aber natürlich ersetzte nichts von alldem das Gespräch mit ihm selbst.
Anfangs schien es…
Produktinformation
– Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
– Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt; Auflage: 2 (28. September 2009)
– Sprache: Deutsch
– ISBN-10: 3421044058
– ISBN-13: 978-3421044051
– Größe und/oder Gewicht: 21,8 x 14,6 x 3,2 cm
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