Traumberuf: Webmaster

Jun 18th, 2009 by Lutz Spilker

Ob es jetzt noch immer so ist, kann ich nicht sagen. Vor einigen Jahren war es jedenfalls so. Zwar besaßen die wenigsten einen Überblick vom Traumberuf Webmaster, aber sie wollten es werden. Das ist so ähnlich wie Formel-1-Pilot: Man setzt sich in eine flotte Kiste und düst davon. Als Webmaster bastelt man für irgend jemanden eine Webseite und stellt sie dann ins Netz. Fertig.

Manchmal lese ich in den Blogs derer, die Webmaster werden wollen, welche Aufgaben heutzutage an diese Leute gestellt werden und muss zugeben, dass ich angesichts gewisser Dinge den Job eines Webmasters nicht unbedingt als Traumberuf betrachte.

Ich hatte – wenn man so will – das Glück mit dem Netz zusammenzustoßen, als es noch nicht zu spät war. Von etlichen Gleichaltrigen und erheblich jüngeren Leuten höre ich ständig, dass sie, um dieses und/oder jenes zu lernen, schon viel zu alt sind. Aha, zu alt. Schau an. Onlinebanking ist den Leuten bereits zu kompliziert. Diese Leute kennen auch nur eine Seite im WWW. Genau die von Herrn und Frau Gugel.

Die haben auch einen PC, schalten ihn aber fast nie ein. Er war günstig und der Nachbar besitzt auch einen. Na bitte, wenn das nicht überzeugt. Jedenfalls gab es seinerzeit keine sogenannten Communitys im Netz, in denen man eine Frage abstellen und auf eine Antwort hoffen durfte. Man graste die Uni-Server per FTP-Zugang ab und brachte sich das selbst bei.

Datenbankgestützte Scripts zum Gratis-Download? Jetzt trifft man darauf und bekommt alles, was das Herz begehrt. Vor Jahren sah die Szene anders aus. Webmaster wollte niemand werden, man wuchs in die Rolle rein und irgendwie war man es dann. Mittlerweile trifft man auf 12-jährige, die vom Fieber des WWW gepackt wurden und sich als Webmaster erfolgreich verdingen.

Ist es denn immer noch ein Traumberuf oder hat sich das Schaffen eines Webmasters nicht ein wenig angeglichen? Helfen die Softwares wirklich weiter oder muss man nicht auch verstehen, was da so notiert steht? Dazu kommt noch das Design. Klar doch, in großen Unternehmen und davon sind eine Menge schon wieder vom Markt verschwunden, bekommt jeder seinen Arbeitsplatz und die Aufgaben trennen sich.

Hier wird gescriptet und dort wird designed. Beides fügt man zum Schluss zusammen und zeigt es dem Kunden oder so ähnlich. Aber als Webmaster in Eigenregie muss man auch was von Design verstehen und nicht nur einen Server konfigurieren können. Heutzutage begibt man sich in eine Firma und lernt es von der Pike auf. Auch Abendschulen stehen dem Willigen parat. Hat man sich jedoch selbständig gemacht und die Aufträge bleiben aus, dann wird es bitter.

Die Seiten für die Bekannten und Freunde sind fix abgearbeitet und die Webseiten für die Fleischerei, den Schreiner und den Obstbauern ebenfalls. Man macht viel Arbeit aus Gefälligkeit, freut sich, dass man gefragt und angesprochen wird, aber leben kann man davon irgendwie noch nicht. Selbst die eigenen Webseiten werden kaum besucht und wenn auch noch so viele Banner vorhanden sind taugen sie nichts, wenn keiner sie anklickt.

Es gab Zeiten, da war der Traumberuf „Arbeiter auf einer Ölplattform“. 6 Monate Knochenarbeit leisten, 6 Monate frei. Bezüge steuerfrei ausgezahlt. Diese Kunde machte die Runde und jeder wollte das haben oder sein. Dann gab es eine Zeit, als man Model werden wollte. Früher sagte man noch Mannequin dazu, es hat sich nur der Name geändert.

Jobmäßig ist alles beim Alten geblieben. Natürlich wollten auch Männer in diese Branche. Für Tabakwaren oder Unterbuchsen stellt man sich gerne in Pose. David Beckham macht es allen vor und macht es bestimmt nicht aus purem Sportsgeist. Doch seit einigen Jahren wollen alle Webmaster werden. Oder Fußballprofi, Popstar oder weiss-der-Geier-was.

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Lutz Spilker direkt